Kardinalität

Kardinale Analyse: Was bedeutet „kardinal“?

Das Magdeburg Institut für kardinale Ökonomie wurde 2005 von Dr. Erich-Ralf Becker gegründet, um seinen Forschungsinteressen im Bereich der Wirtschaftswissenschaft unabhängig nachgehen zu können. Kardinal bezieht sich auf das Skalenniveau, und signalisiert, dass Hauptmotivation des Instituts die Untersuchung der Konsequenzen sowohl der Bejahung als auch der Verneinung der Fallanahme ist, Nutzen von Menschen sei in einer gemeinsamen sogenannten Verhältnisskala, also mit sinnvoll interpretierbarem Nullpunkt, sinnvoll messbar, vergleichbar und summierbar.

Hintergrund: Ordinale Wirtschaftstheorie kann wenig entscheiden

Seit Lionel Robbins' (1932) Kritik ist unter Ökonomen die Vorstellung verbreitet, man könne das Wohlbefinden zweier Menschen nicht vergleichen. In der Mikroökonomie konnte zwar eine Haushaltstheorie auf Basis von individuellen Rangordnungen sozialer Zustände sinnvoll ableiten werden (sog. Hicks-Allen-Revolution). Da jedoch bei fast allen wirtschaftspolitischen Alternativen Gewinner und Verlierer existieren, ist eine Bewertung auf dieser nur ordinalen Basis eigentlich nciht möglich. Dennoch findet sich gleichzeitig in der ökonomischen Literatur eine Fülle von wirtschaftspolitischen Empfehlungen, die für sich in Anspruch nehmen, wertfrei zu sein. Dies ist auf Basis der etabliereten Annahme der Nichtvergleichbarkeit von individuellen Wohlfahrten ein Widersprich.

Ordinale Analyse: Fragwürdige wirtschaftspolitische Entscheidungsmethoden

Auch ordinale Analysen: Deshalb basieren gemachte Empfehlungen auf Behelfsmethoden, die regelmäßig keine wissenschaftliche Basis für soziale Wahlentscheidungen bilden. Die Darstellung und der Nachweis ihrer Unzulänglichkeit ist einer der initialen Gegenstände des Instituts. Dies geschieht auf zwei Wegen: Erstens, ohne Kardinalität vorauszusetzen, können auf ordninaler Basis bereits eine Reihe von Irrationalit¨ten etablierter Wirtschaftspolitik aufgedeckt werden. Zweitens, l¨sst sie kardinale Theorie auch direkt motivieren, also auf Basis eines Modells des Menschen, das einen kardinalen Vergleich von individuellen Wohlbefinden voraussetzt.

Einige Defizite der Wirtschaftswissenschaft

Im September 2018 listete IDEAS 3.113 wirtschaftswissenschaftliche Journale. Eine Heerschaar von Ökonomen füllt Seite um Seite, ohne daß sich globaler Optimismus bahnzubrechen scheint. Ist es die vielbeschworene Komplexität, ist es die Unergründlichkeit des Menschen, oder doch vielleicht lieber die gerne attestierte Beratungsresistenz der Politik. Ja die Wissenschaft leistet und leistet, nur sind die Umstände nicht so günstig. Ineffizienz ist ein Privileg der anderen, objektiviert doch die begutachtete Veröffentlichung vermeintlich die eigene Integretät und Fähigkeit.

Der Stand der Wirtschaftswissenschaft spricht jedoch eine andere Sprache. Und er entspricht dem der globalen Situation. Hier sind aus Sicht des Instituts drei Hauptdefizite der Wirtschaftswissenschaft wesentlich: (1) Insbesondere in der Makroökonomie ist ein Denken in Schulen verbreitet. Dies hat zum Eindruck der relativen Willkürlichkeit von deskriptiven Einschätzungen verschiedener Handlungsalternativen geführt. Als Basis für eine wissenschaftliche Arbeit können alternative Ansätze durchaus hilfreich sein. Eine praktikable Modellierung der Schulschnittstellen liegt jedoch nicht vor. (2) Die Wirtschaftswissenschaft ignoriert ihr sog. Social-Choice-Problem und praktiziert unwissenschaftliche Behelfsmethoden. Der Mainstream in der Wirtschaftswissenschaft sieht die Bewertung von Verteilungsfragen nicht als Fachaufgabe der Wirtschaftswissenschaft, und delegiert die Frage nach der Gewichtung von Belastungen und Entlastungen für Individualen angeblich in den Bereich der normativen Ökonomie. Da wirtschafts- und sozialpolitische Vorschläge jedoch regelmäßig Gewinner und Verlierer erzeugen, repräsentieren somit sämtliche wirtschafts- und sozialpolitischen Vorschäge normative Theorie. Hierbei kommt jedoch keine wissenschaftliche Methodik zur Anwendung. In der Regel wird eine selektive, unvollständige Liste von subjektiven Vor- und Nachteilen postuliert, die ohne Gewichtungsmethodik auf Basis eines Partialmodells unzureichend gemessen werden. Ein anderer Ansätz ist die unausgesprochene und offene Verwendung von regelmäßig mangelhaften Behelfszielen (Wachstum) und Behelfsmethoden (Faustregeln für öffentliche Investitionen, Fachbegriffe wie Neidfreiheit, etc.). (3) Die Wirtschaftswissenschaft verfügt über kein umfassendes Gesamtmodell der internationalen oder nationalen Wirtschaft. Dies wurde bereits von Klimaforschern 1995 vor dem Hintergrund vorliegender ambitionierter naturwissenschaftlicher Klimasystemmodellierung im Zuge der Diskussion der ökonomischen Bewertung von Klimaschäden kontrastierend bemängelt.